Unsere Wälder sind die Schatzkammer der Erde – Von den Tropen, in die gemäßigten Breiten bis in den hohen Norden. Sie bedecken rund 30 Prozent der gesamten Landoberfläche. Schätzungsweise wachsen rund drei Billionen Bäume auf unserer Erde – auf jeden Menschen entfallen demnach ca. 422 Bäume. Etwa 160 Millionen Hektar Wald stehen in der EU, das entspricht mehr als der Fläche Deutschlands, Frankreichs und Spaniens zusammen. Was viel klingt, macht jedoch nur etwa vier Prozent der weltweiten Waldfläche aus. Dies war einmal anders: In den vergangenen 8.000 Jahren hat Europa 90 Prozent seiner einstigen Bewaldung verloren.
Stürme, Dürre, Borkenkäfer: Die letzten Jahre haben Bäume vertrocknen und
Wälder sterben lassen. Der Klimawandel bedroht die deutschen Wälder zunehmend in ihrer Existenz. Vertraute Waldlandschaften gehen verloren. Waldbesitzende und Forstleute kämpfen in ganz Deutschland darum, den
Wald in seinem Bestand zu sichern. Absterbende Bäume müssen gefällt und aus dem Wald abtransportiert, riesige Kahlflächen wieder aufgeforstet und vertrocknete Jungpflanzen kultiviert werden. Der betriebene Aufwand überschreitet das Normalmaß um ein Vielfaches und fordert die Waldbesitzenden und Forstleute heraus.
Tatsächlich ist der Wald aktuell in einer Situation, die an das Waldsterben in den 1980er Jahren erinnert. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) rief jüngst den "Klima-Notstand für den Wald" aus, um darauf aufmerksam zu machen. Seit Anfang 2018 hat sich die Lage dramatisch zugespitzt – zuerst durch Schneebruch und Winterstürme, dann durch die Dürren in den Extremsommern und den dadurch beförderten, ungewöhnlich starken Borkenkäferbefall bei der Fichte.
Inzwischen zeigt auch der wichtigste hiesige Laubbaum, die Rotbuche, deutliche und regional sogar bestandsweite Absterbe-Erscheinungen. Hinzukommt, dass in vielen Wäldern auch zwei weitere wichtige Baumarten, Ulme und Esche, durch Pilzerkrankungen verloren gegangen sind. Beim Ahorn zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Da die Forstwirtschaft seit fast zwei Jahren mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt ist, stagniert eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben: die
klimastabile Aufforstung der Lebensgrundlage Wald.
Forstwissenschaftler und Klimaexperten sind über die Zuspitzung sehr besorgt. Bei fast allen Baumarten gibt es fast täglich Hiobsbotschaften über Schäden und Vitalitätsminderung. Besonders überraschend ist für viele Fachleute, dass gerade auch die Buche, die als relativ klimastabil gilt, zunehmend Schäden und Ausfälle zeigt. Jahrelang habe man diesen Baum gepflanzt, um den Wald resistenter gegen die Erwärmung zu machen, nicht ahnend, dass beschleunigte Klimaerwärmung und Trockenheit nun auch die heimischen Laubbäume treffen würden.
Unter den europäischen Wäldern sind nur noch wenige Naturwälder. Die meisten Wälder werden heute intensiv bewirtschaftet. Die wenigen verbliebenen Urwälder sind als Lebensraum unersetzlich. Sie beherbergen den größten Artenreichtum der Erde. Wälder sind das Zuhause unzähliger Tier- und Pflanzenarten und die artenreichsten Lebensräume überhaupt. Von den 1,3 Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde leben etwa zwei Drittel im Wald. Insgesamt werden sogar 9,5 Millionen Spezies in Wäldern vermutet, der Großteil noch unentdeckt in den Tiefen der Regenwälder. Regenwälder bedecken zwar nur sieben Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber 50 bis 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten weltweit.
Für die
Biodiversität
ist nicht allein die Fläche der Wälder von Bedeutung, sondern auch deren Zustand. Neben Artenreichtum kommt es auf die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme an. Mit der Vielfalt innerhalb der Ökosysteme durch verschiedene Strukturen, Rückzugsräume, Habitate, Biotope und ökologische Nischen steigt auch die Artenvielfalt. Natürliche, strukturreiche Wälder weisen daher eine höhere Biodiversität auf als Wälder, die durch menschliche Eingriffe verändert wurden.
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